Die häufigste Frage, die mir von Lesern immer wieder gestellt wird, lautet: „Wie kam es dazu, das Sie aus Deutschland ausgewandert sind? Wie ist das eigentlich, auszuwandern? Haben Sie kein Heimweh?
Nein, ich habe – dank dieser technischen Errungenschaften wie Skype, WhatsApp und dergleichen – kein Heimweh. Mit meiner Tochter „skype“ ich zwei bis dreimal pro Woche. Dann wieder ein paar Tage hintereinander gar nicht. So, wie im ganz normalen Leben. Man sieht und spricht sich in der Regel nicht täglich. Mit Ausnahme der Kollegen, des Partners oder des berühmt-berüchtigten, mittlerweile 30-jährigen Sohnes, der noch immer, jeden Tag den der Liebe Gott erschaffen hat, unbedingt seine Mama anrufen muss. Bei uns läuft das aber alles ganz normal ab. Per Webkamera kann ich sogar meine Familie sehen und man zeigt sich auch schon mal gegenseitig ein paar neue Errungenschaften, wie ein Kleid, Schuhe oder sonst etwas, um die andere Meinung einzuholen.
Wir sind vor fast 14 Jahren nach Asien ausgewandert und haben bisher keine einzige Minute bereut. Natürlich gibt es auch schon mal „bad days“. Aber bitte, wo gibt es die nicht.
In den ersten Jahren, in denen wir hier in Kuala Lumpur lebten, war vieles noch exotischer. Bestimmte Lebensmittel wie dunkles Brot, Quark oder Sauer-Milch gab es nirgendwo zu kaufen. Auch Oster-Eier-Farbe, Oster-Körbchen und Dekorationsmaterial für Ostern war nicht zu finden. Eine echte Tanne für das bevorstehende Weihnachtsfest suchte man ebenfalls vergebens. Das hat sich jedoch in rasantem Tempo geändert. Heute gibt es fast alles zu kaufen, was es auch in Deutschland gibt. Nein, halt! Die von mir äußerst geliebten „Mon Chéri“ Pralinen muss ich mir auch weiterhin aus Deutschland mitbringen oder mitbringen lassen. Eine Freundin hier in Kuala Lumpur erzählte mir kürzlich, sie hätte diese Köstlichkeit in der „sowieso“ Mall gesehen. Als ich nach einem Blitz-Start dort ankam, waren sie schon ausverkauft.
Wie kam es nun dazu, das wir ausgewandert sind? Bei uns war das ganz klassisch: Job-Angebot bekommen, angenommen, ausgewandert. Es ist und bleibt mir ein Rätsel, wie Menschen, beispielsweise eine Familie mit zwei schulpflichtigen Kindern, mit gerade mal zweitausend Euro in der Tasche, in ein fremdes Land auswandern können. Vielleicht nicht einmal die Sprache sprechen, oder am Zielort ankommen, ohne zu wissen, wo sie die erste Nacht verbringen können. So viel Optimismus ist schon beinahe bewundernswert. Nur ganz, ganz wenige Auswanderer haben es dann doch geschafft. Aber das ist etwa so, wie die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen zu finden.
Wer auswandern will, sollte zumindest für die ersten Monate ein finanzielles Polster dabei haben, um abgesichert zu sein, oder Verwandtschaft dort leben haben. In Deutschland kann beinahe jeder vom Staat finanzielle Hilfe beziehen, wenn es nötig ist. Egal ob das für eine Krankheit ist, die behandelt werden muss, oder was auch immer. Im Ausland gibt es so eine Unterstützung nicht, jedenfalls nicht, für uns Ausländer.
Wenn Sie weitere Fragen an eine AuswandererIn haben, schreiben Sie mir. Ich freue mich.
Herzlichst
Katharina Bachman