Kurz vor Beendigung der Arbeit an meinem Buch „SOS – Schlank ohne Sport“, hatte ich ein sehr trauriges Erlebnis: Ein indisches Mädchen, sie mochte vielleicht sieben oder acht Jahre alt gewesen sein, saß auf dem Straßenpflaster vor einem KFC-Laden in Brickfields, einem Distrikt in Kuala Lumpur, der auch „Little India“ genannt wird. Sie hatte beide Hände vor ihr Gesicht gepresst und weinte bitterlich. „Hallo, Kleine“, sprach ich sie besorgt an. „Was ist passiert?“ Das Kind hörte auf zu schluchzen, nahm seine dürren Fingerchen vom Gesicht und sah mich dunklen Kulleraugen an. Schnell wischte sie mit dem nackten Arm über ihr nasses Gesicht. Ich wusste, in Asien darf man Kindern nicht über den Kopf streicheln, auch nicht als lieb gemeinte Geste, denn nach asiatischem Glauben, sitzt dort die Seele. „Was ist los?“, fragte ich wieder und beugte mich zu ihr hinunter. „Mein großer Bruder hat mir ein Video gezeigt, auf YouTube“, schluchzte sie. „Das war so schrecklich! Ich werde niiie wiiieder Chicken-Burger essen.“ „Was um alles in der Welt hast du da gesehen?“, fragte ich aufgewühlt. „Kleine Baby-Hühnchen, die lebendig in so eine Maschine kommen und klein gehackt werden. Daraus machen DIE dann Chicken-Burger“, antwortete das Kind herzbewegend. „Lebendig?“ „Ja!, nickte sie und ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen. „Und wieso sitzt du dann hier vor KFC?“, wollte ich wissen. „Ich warte auf meinen Bruder. Er ist gerade da reingegangen und zeigt allen das Video.“
Zu Hause recherchierte ich nach und fand etliche Videos dazu, die ich mir kaum bis zum Ende anschauen konnte. Es war entsetzlich, bestialisch, abscheulich. Da männliche Küken keine Eier legen und auch sonst nicht rentabel verwertbar sind, werden sie auf barbarische Weise „entsorgt“. Pro Jahr sind das über 300 Millionen, überall auf der Welt: Freiland, Legebatterien, Bio, Käfig, in allen Systemen, in allen Ländern. Sie werden beispielsweise in Zoos als Futter für Reptilien und Falken verwendet oder landen im normalen Haustierfutter. Meist leben diese Küken nicht länger als zwei bis drei Stunden nach dem Schlüpfen. Es gibt nur sehr wenige Produzenten, die sie vor der Zerschredderung „narkotisieren“, das heißt, sie werden mit Kohlendioxid betäubt. Aber das ist teuer. Deshalb schmeißt ein Großteil der Hühnchen-Fleisch-Produzenten die Tierchen bei lebendigem Leib in einen großen Zerhacker, einem sogenannten „Muser“, der aus den flauschigen Babys blutiges Mus macht. Ob daraus Chicken-Burger oder Nuggets hergestellt werden, bleibt die Frage.
Schreiben Sie mir, was Sie dazu sagen.
Mit einem traurigen Gruß verabschiede ich mich für heute.
Herzlichst
Katharina Bachman